Einsturz des Kölner Stadtarchivs jährt sich zum 15. Mal

Nordrhein-Westfalen, 04.03.2024

Für das THW begann am 3. März 2009 in Köln der bis dahin längste Einsatz seiner Geschichte.

Mehrere Personen in Einsatzkleidung des THW arbeiten auf einem großen Schuttberg, der von hohen Betonwänden umgeben ist. Im Vordergrund stehen Einsatzfahrzeuge und schwere Geräte.

1971 war es ein hochmoderner Neubau, in den das Historische Archiv der Stadt Köln, das größte deutsche Kommunalarchiv, einzog. Fast 38 Jahre später, vor 15 Jahren, stürzte am 3. März 2009 das sechsstöckige Gebäude in der Severinstraße plötzlich ein – mit ihm zwei benachbarte Gebäude, in denen zwei Menschen starben. Das Archivgebäude rutschte um 13:58 Uhr binnen weniger Minuten in einen Krater ab. Dieser war entstanden, weil der Boden unter dem Gebäude des Stadtarchivs in den Raum der U-Bahn-Baustelle unter der Severinstraße abgesackt war. Tausende Tonnen Beton wirkten dabei dem von unten drückenden Grundwasser entgegen.
Bereits in der ersten Stunde nach dem Einsturz waren ehrenamtliche Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks an der Unglücksstelle, um die Kölner Berufsfeuerwehr bei den Bergungsarbeiten zu unterstützen. Den Rettungskräften bot sich eine unübersichtliche Lage, und was folgte, forderte von allen Helferinnen und Helfern nicht nur emotionale Stärke. Die Bergung der vielen Archivalien und das Aufräumen der Unfallstelle würden in den kommenden Wochen enorme und besondere Anstrengungen verlangen.

Der THW-Einsatz begann damit, dass die Einsatzkräfte die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz bei der Suche nach Verschütteten unterstützten und die Unglücksstelle großflächig ausleuchteten. Auch in den folgenden Nächten stellte das THW die Beleuchtung und die Stromversorgung an der Einsatzstelle sicher.
Mit zwei lasergestützten Einsatzstellen-Sicherungssystemen (ESS) überwachten THW-Spezialisten zwei einsturzgefährdete Mehrfamilienhäuser und weitere Gebäude, die nicht mehr betreten werden durften, sowie den U-Bahn-Tunnel. Dadurch konnten alle Einsatzkräfte frühzeitig auf kleinste Bewegungen aufmerksam gemacht und gewarnt werden. Gleichzeitig stützten die THW-Kräfte Gebäudeteile ab, schufen mit Radladern Zugänge zur Einsturzstelle und stellten Habseligkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner sicher.
Darüber hinaus pumpten THW-Helferinnen und -Helfer mit einer 15.000-Liter-Pumpe Wasser aus dem U-Bahnschacht an der Unglücksstelle in die Kanalisation. Außerdem verpflegten sie neben den eigenen Kräften auch Einsatzkräfte und Mitarbeitende von Feuerwehr, Sanitätsdiensten, Polizei und Stadtverwaltung. Pro Schicht setzte das THW insgesamt durchschnittlich 100 Ehrenamtliche ein.
In der ersten Bergungsphase trugen das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr den riesigen Schuttkegel ab. Hier war große Vorsicht geboten, denn zutage kam dabei das wertvolle Archivgut, teilweise aus dem Mittelalter, das die Einsatzkräfte sorgfältig in die Hände der Archivarinnen und Archivare übergaben. Ab Mitte März bargen täglich rund 20 THW-Einsatzkräfte in den Trümmern viele schützenswerte Kulturgüter – darunter Tausende Urkunden, Karten, Pläne, Plakate und Fotos sowie Tonträger und Videos. Insgesamt waren bei dem Einsturz rund 30 Regalkilometer Archivmaterial verschüttet worden.
Auch weitere Hilfsorganisationen und Freiwillige waren an den Bergungsarbeiten beteiligt. Eine motivierte Zusammenarbeit aller Helfenden ermöglichte es, dass bereits ein halbes Jahr nach dem Einsturz bereits etwa 85 Prozent der Bestände gesichert waren.
Die übrigen 15 Prozent signalisierten den Start der zweiten Bergungsphase, die noch mehr Präzision, Geschicklichkeit und Technik erforderte. Denn der nicht unerhebliche Teil der Archivalien war zwölf bis sogar 28 Meter unter Straßenniveau abgestürzt, sodass dieses Gut nur mithilfe eines aufwändigen Bergungsbauwerks geborgen werden konnte.

Der Moment des katastrophalen und tragischen Einsturzes jährt sich in diesem Jahr zum 15. Mal. Der Einsatz für das THW begann am 3. März 2009 und endete am 29. Mai 2009. In dieser Zeit gaben nicht nur Ehrenamtliche der drei Kölner THW-Ortsverbände, sondern insgesamt rund 2.500 Einsatzkräfte aus mehr als 100 THW-Ortsverbänden und vier Landesverbänden an der Einsturzstelle ihr Bestes. Der THW-Einsatz dauerte für die Helferinnen und Helfer über zwölf Wochen. In dieser relativ kurzen Zeit waren die wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung der Katastrophe geschafft. Doch noch heute ist der Ort, den viele mit einem Schock in Verbindung bringen, eine Baustelle.

Einsturz des Kölner Stadtarchivs jährt sich zum 15. Mal

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