Die ersten beiden Tage des langen Übungswochenendes waren damit gefüllt, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Es wurden LKW entladen, Zelte aufgebaut und Versorgungsstationen errichtet. Am Samstag begann schließlich die eigentliche Übung.
Am Morgen gingen mehrere Notrufe in der Rettungsleitstelle ein. Es wurde von verschiedenen Augenzeugen geschildert, dass ein Kleinflugzeug über dem See Milada, nahe der Gemeinde Chabařovice, abgestürzt sei. Das Flugzeug war dabei an der Wasseroberfläche zerbrochen. Es wurde berichtet, dass es danach sofort untergegangen sei, wobei noch einige Wrackteile an der Oberfläche des Sees zu erkennen waren.
Zwei Personen konnten sich nach dem Absturz aus dem Flugzeug befreien, welche ab diesem Zeitpunkt hilflos auf den Wrackteilen an der Wasseroberfläche trieben. Wie viele Insassen sich zum Zeitpunkt des Absturzes im Flugzeug befanden, war bei Eingang des Notrufes unbekannt.
Es wurden unter anderem auch zwei Fallschirmspringer beobachtet, die sich kurz vor dem Absturz aus dem Flieger absetzen konnten. Zeitgleich wurden mehrere kleine Explosionen sowie eine Rauchentwicklung im nahegelegenen Waldstück gemeldet.
Die tschechischen Behörden forderten das THW mit allen vor Ort verfügbaren Einheiten zur Unterstützung der Rettungs- und Bergungsmaßnahmen am See Milada und im angrenzenden ČFA-Park an.
1. Aufbau einer Führungsstruktur
Das Technische Hilfswerk sollte mit allen zur Verfügung stehenden Kräften und Mitteln die lokale Feuerwehr unterstützen und dabei eine geeignete Führungsstruktur aufbauen.
Dazu wurden, neben der Übungsleitung (Übungssteuerung), eine Einsatzleitung mit zwei Einsatzabschnitten gebildet. Diese Einsatzabschnitte galten einmal für den See Milada, über dem das Flugzeug abgestürzt war und zum Zweiten für die Bergungsübungen und Sprengausbildung im nahe gelegenen ČFA-Park.
Die Übungsleitung übernahm dabei der Zugtrupp aus dem OV Pirna. Während die Bautzner mit der Einsatzleitung der gesamten Übung vertraut gemacht wurden. Denen unterstellte sich der OV Stab Bautzen mit dem Unterabschnitt See und der Zugtrupp aus Düsseldorf mit dem Unterabschnitt ČFA-Park.
Im Anschluss an ihre Erkundungen sollte ein selbstständiges und eigenverantwortliches Abarbeiten der Aufgaben und das Einbinden der Einsatzaufträge durch die vor Ort verfügbaren Einheiten stattfinden.
2. Menschenrettung
Gleich nach der Erkundung der Absturzstelle, wurden durch die Fachgruppe Wassergefahren (FGr W) aus Pirna zwei Mehrzweckarbeitsboote (MzAB) an einer Bootanlegestelle eingeslippt, um die zwei auf dem Wasser schwimmenden Flugzeuginsassen zu retten. Diese trieben an der angenommenen Unfallstelle auf Wrackteilen an der Oberfläche des Sees Milada.
Für das Szenario wurden zwei echte Statisten herangezogen, die nach ihrer Rettung und der Erstversorgung auf dem Boot, anschließend zur weiteren medizinischen Versorgung an Land gebracht wurden. Das unter den Wrackteilen am Seegrund eingeklemmte Opfer wurde von einer vorher dort platzierten Puppe dargestellt.
3. Vermissten- und Wrackteilsuche
Gleich im Anschluss an die abgeschlossene Rettungsaktion, wurde durch die FGr W am Strand des Sees eine Arbeitsplattform, aus dem mitgeführten Jetfloat-Pontonsystem, abgeladen und aufgebaut. Diese war für die Bergungstaucher gedacht, um Opfer und Wrackteile vom Grund des Sees zu bergen. Die Pontons können dabei je nach Bedarf in beliebigen Größen von Hand zusammengesteckt werden.
Die Plattform wurde nach ihrer Fertigstellung durch eines der MzABs an die Unfallstelle auf dem See transportiert und dort im Grund verankert. Jetzt konnten sich die Bergungstaucher, welche sich in dieser Zeit am Rande des Sees gründlich auf ihren Einsatz vorbereitet haben, auf die Suche nach Opfern und Wrackteilen zur Beweissicherung machen.
Das Tauchen ist im THW eine schwierige und oft gefährliche Aufgabe, aber die Einsatzkräfte aus Pirna erfüllten ihre gestellten Forderungen schnell und mit hoher Professionalität.
4. Aufbau einer Löschwasserstrecke
Zeitgleich zur Menschenrettung und der Wrackteilsuche auf dem See musste ein vermutlich durch den Absturz ausgelöster Waldbrand von der tschechischen Feuerwehr gelöscht werden. Dafür war der Aufbau einer 400 Meter langen Löschwasserstrecke mit Pufferspeichern aus Faltbehältern nötig, welche durch eine Schmutzwasserkreiselpumpe Hannibal mit 5000 Litern/min eingespeist wurden.
Die Arbeiten zur Löschwasserversorgung wurden bei sommerlichen Temperaturen durch die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen (FGr WP) und den zwei Bergungsgruppen übernommen. Eine schweißtreibende Angelegenheit mit viel Laufarbeit, wie sich herausstellte, denn die Besonderheit lag hier in einem nicht zu unterschätzenden Höhenunterschied zwischen der Wasserentnahmestelle und dem Brandherd.
Die tschechische Feuerwehr übernahm das gelieferte Wasser und konnte sich somit an den vermeintlichen Brandherd vorarbeiten. Beim Rückbau dieser Station wurde die FGr WP dann von den Einsatzkräften der FGr N tatkräftig unterstützt.
5. Suche und Bergung von Personen in Gebäuden
Im Rahmen des Übungsszenarios wurden in einem Waldstück, unweit des Sees Milada, zwei Fallschirmspringer gemeldet, die sich aus dem abgestürzten Flugzeug vorher noch gerettet hatten.
Nach einer ersten Erkundung konnten beide Personen durch den Zugtrupp aus Düsseldorf lokalisiert werden. Eine nicht ansprechbare Person wurde eingeklemmt unter Trümmern gefunden. Die zweite Person konnte sich durch Rufen im Obergeschoss eines teileingestürzten Gebäudes bemerkbar machen. Allein kamen die Erkunder hier nicht weiter. So wurden die Bergungsgruppen aus Pirna und Bautzen für die Rettung der beiden Personen angefordert.
6. Baum- und Erdsprengarbeiten
Im Rahmen einer speziellen Ausbildung haben die Sprenggruppen aus Düsseldorf und Pirna während dieser Übung ihre Fähigkeiten zum Thema Sprengen und Fällen von Bäumen trainiert.
Alle Maßnahmen wurden unter simulierten Bedingungen durchgeführt, um sowohl die Sicherheit der Fachgruppen als auch die Erhaltung der Umwelt zu gewährleisten. Es wurden keine realen Baum- oder Erdsprengarbeiten ausgeführt. Stattdessen wurden technische Manöver und Strategien getestet und ihnen die Möglichkeit gegeben, ihre Fertigkeiten in einem kontrollierten Szenario zu üben.
Zweck dieser Ausbildungseinheit war es, die Gruppen auf realistische Szenarien vorzubereiten, in denen ihre Fähigkeiten benötigt werden könnten.
7. Campverpflegung und Versorgungstellen
Während des Campbetriebs, sowie auch bei der Durchführung der Übung, musste großen Wert auf eine zuverlässige Verpflegung der Einsatzkräfte vor Ort gelegt werden. Um diese zu gewährleisten, wurden die Verpflegungsmaßnahmen von einem externen, lokalen Catering-Unternehmen durchgeführt. Unterstützt wurde dieses durch die OV-Köche der Ortsverbände Bautzen und Pirna, welche mit ihrer Erfahrung dazu beitrugen, einen reibungslosen Ablauf vom frühen Morgen bis in den Abend zu gewährleisten. Während der eigentlichen Übung, übernahm die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung die logistische Unterstützung bei der Versorgung der Mannschaften.
8. Jugendarbeit
Die Jugendgruppen des THW Bautzen, Dresden und Pirna veranstalteten derweil ein interessantes Programm zusammen mit den Kindern der tschechischen Feuerwehr. Der Tag war vollgepackt mit zahlreichen Wettbewerben, was den Jugendlichen die Möglichkeit bot, ihr Können und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Ein besonderes Highlight war eine Bootsfahrt auf dem Milada See - eine aufregende Erfahrung für die jungen Teilnehmer. Darüber hinaus hatten sie die Gelegenheit, einen lokalen Zoo zu besuchen, was die Kinder besonders begeisterte.
Dieser Tag war ein echter Erfolg und förderte den Gemeinschaftsgeist und die Zusammenarbeit zwischen den Jugendgruppen des THW und der tschechischen Feuerwehr. Beide Gruppen freuen sich auf zukünftige gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten, um die Bindungen und das gegenseitige Verständnis zwischen den jungen Mitgliedern weiter zu stärken.
9. Media Team
Eine weitere Besonderheit der Übung „Seeadler“ war die Anwesenheit des Produktionsteams vom Wissensmagazin PUR+ mit dem Moderator Eric Mayer.
Ziel war es, eine Dokumentation über den Aufbau des Feldlagers und einen Teil der Übung während der Durchführung zu drehen. Dabei soll den neugierigen Zuschauern in der Sendung (zu sehen in der ZDF Mediathek) ein spannender Einblick in die Ehrenamtsarbeit beim Technischen Hilfswerk geboten werden. Die Dreharbeiten wurden bereits im Vorfeld und auch während der Durchführung vom Media Team des Landesverbandes Sachsen, Thüringen intensiv betreut. Jede Menge organisatorische Aspekte und einen zielgerichteter Ablauf anhand eines im Vorfeld erarbeiteten Drehbuches, waren die Aufgaben der Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem übernahmen sie, mit bis zu vier Einsatzkräften, zusätzlich die Dokumentation in Wort und Bild für den gesamten Zeitraum der Übung.
Mit unzähligen Eindrücken aus der drei Tage dauernden Übung im Gepäck, starteten die Einsatzkräfte nach dem zügigen Abbau des Feldlagers bis Sonntagmittag wieder zurück in ihre Ortsverbände.
Alle Helferinnen und Helfer, sowie auch die THW und tschechischen Feuerwehr-Jugendgruppen aus dem Feldlager sind dankbar und zufrieden, mit dabei gewesen zu sein. Der fachliche Austausch, die interessanten Gespräche an den Abenden und der kameradschaftliche Zusammenhalt, den sie während dieser Zeit erfahren haben, werden sie sicher noch lange in Erinnerung behalten und für neue Aufgaben inspirieren.