Großflächige Überschwemmungen in Höxter und Umgebung bilden das Szenario für diese Übung vom 24.bis 26. April 2024, an der sich auch zahlreiche Einsatzkräfte und Hauptamtliche aus dem THW-Landesverband Bremen, Niedersachsen beteiligten. Das THW konzentrierte sich dabei unter anderem auf den Transport mit schweren Booten und auf die Bergung von havarierten Schiffen; die DLRG hingegen auf das Retten von Personen mit leichten Booten und die notfallmedizinische Versorgung von Unfallopfern.
Die beteiligten Helferinnen und Helfer beider Organisationen kamen zunächst am Mittwochabend im Bereitstellungsraum am Lippesee zusammen. Am Donnerstagmorgen fuhren sie in einer Kolonne ins Einsatzgebiet, wo sie ihr Camp für die kommenden Tage errichteten. Im Hauptteil der Übung ging es um die Evakuierung von Personen, die im Hochwasser eingeschlossen waren: Ein Szenario, das nicht nur in Deutschland spätestens seit der verheerenden Ahr-Flut 2021 vielen Menschen präsent ist und immer wieder Realität wird.
Übung unter möglichst realen Bedingungen
Die Übungsteilnehmenden stellten sich einer Vielzahl von Herausforderungen, die ebenso vielfältig waren, wie in einer realen Hochwasserlage selbst. So galt es zahlreiche vom Wasser eingeschlossene Personen zu retten – viele von ihnen verletzt oder hilfsbedürftig und mitunter sogar Schutz suchend auf einer Brücke oder auf Bäumen. Die Einsatzkräfte übten bei der Gelegenheit auch die Anwendung verschiedener Abseiltechniken zur Rettung und Bergung von Personen. Für die Betreuung der Verletzten stand eine Sammelstelle bereit.
Zeit ist bei der Rettung von Menschenleben ein sehr wichtiger Faktor, weshalb auch die Schnelligkeit der Maßnahmen im Fokus der Übung stand. Nach einem für alle herausfordernden Tag, der bereits um 5.00 Uhr morgens mit einer simulierten Explosion im Camp begann, endete der Hauptübungstag mit einer nächtlichen Vermisstensuche.
Teil der Übung war am Freitag zusätzlich ein Presseempfang. Der anschließende Presserundgang an einer der Übungsstellen war auch für die Einsatzkräfte eine wichtige Erfahrung. Denn: In einer realen Schadenslage, insbesondere wenn Menschenopfer und/oder große Schäden zu beklagen sind, ist an Einsatzstellen immer auch mit Presse zu rechnen.
Der Referatsleiter Einsatz der THW-Landesverbandsdienststelle in Hannover Michael Matrian bedankte sich bei den Einsatzkräften für ihr Engagement und betonte: "Die Zusammenarbeit mit der DLRG zeigt mir, dass wir der Bevölkerung nicht nur in Deutschland, sondern europaweit und auch weltweit helfen können."
Einheit übt eigene Unterbringung
Die Einheit kann sich grundsätzlich selbst unterbringen und bis zu 96 Stunden selbst versorgen. "Was diese Übung von anderen im Bevölkerungsschutz bei Hochwasserlagen grundlegend unterscheidet, sind der Auf- und Abbau des Camps und dessen Betrieb", erklärte DLRG-Präsidentin Ute Vogt im Vorfeld zu der Übung. Daher gehören neben schwerem Gerät und Rettungsmitteln auch Zelte, Feldbetten, eine Feldküche, Duschen und mehr zur Ausstattung. "Das ist bei Einsätzen hierzulande anders, weshalb dieser Teil der Übung besonders wichtig ist", ergänzte THW-Präsidentin Sabine Lackner.
FRB-Modul: Teil der Europäischen Katastrophenhilfe
Ein FRB-Modul besteht grundsätzlich aus 39 Einsatzkräften, von denen 19 dem THW und 20 der DLRG angehören. Um im Notfall einen ausreichend Einsatzkräfte zur Verfügung zu haben, ist der Personalstamm rund fünf Mal vorhanden. Daneben gehören verschiedene Boote, unterschiedliche Lastkraftwagen, voll ausgestattete Mehrzweckgerätewagen, Mannschaftsfahrzeuge, Geländestapler, ein Rettungswagen und Camp-Ausstattung für 50 Einsatzkräfte zur Ausrüstung einer FRB-Moduleinheit. Dieses Team für Auslandseinsätze ist inhaltlich wie materiell mit anderen europäischen FRB-Moduleinheiten deckungsgleich und damit kombinierbar – ähnlich wie auch die Inlandseinheiten des THW.
Seit 2017 arbeiten beide Organisationen an der Entwicklung dieses gemeinsamen Moduls. Zuletzt waren DLRG und THW im Februar 2022 als Team im Auslandseinsatz auf Madagaskar, jedoch nicht als komplettes FRB-Modul. Drei Monate danach fand am Bodensee die letzte große gemeinsame Vollübung statt.