Weihnachtshochwasser 1993 – Ein Rückblick

Nordrhein-Westfalen, 21.12.2023

Vor 30 Jahren sorgten starke Regenfälle dafür, dass der Rhein und andere Flüsse weit über die Ufer traten. Das sogenannte „Weihnachtshochwasser“ bescherte rund 20.000 THW-Einsatzkräften viel Arbeit vor und während der Feiertage.

Das Bild zeigt eine Häuserzeile und einen Uhrenturm, die im Wasser stehen, und einen überfluteten Bootsanleger im Vordergrund.

Jahrhunderthochwasser: Anhaltende Regenfälle sorgten vor 30 Jahren dafür, dass der Rhein und andere Flüsse kurz vor Weihnachten über die Ufer traten und weite Flächen überschwemmten. Rund ein Viertel der bebauten Stadtfläche von Koblenz wurde von der Flut erfasst. In Köln, Bonn und Königswinter sorgten die Wassermassen für erhebliche Gebäudeschäden. THW-Einsatzkräfte brachten mit Booten Menschen aus ihren überfluteten Häusern in Sicherheit, pumpten Tausende Liter Wasser ab, schufen Stege und andere Zugänge zu Gebäuden, die vom Wasser eingeschlossen waren. In Wesel retteten sie Rehe und Schafe aus einem überfluteten Tiergehege. Am Niederrhein reichte das Wasser bis zum Wohnhaus eines Landwirts. Seine Kühe standen bereits bis zum Bauch im Wasser. THW-Einsatzkräfte transportierten unzählige Liter Milch per Boot ins Trockene.

Das Bild zeigt eine Häuserzeile und einen Platz, auf dem das Wasser steht. An den Häusern entlang verlaufen Metallstege.
Viele Häuser in verschiedenen Städten konnten nur auf Stegen erreicht werden. Quelle: THW/Wolfgang Dube

Das Hochwasser bescherte insgesamt rund 20.000 Helferinnen und Helfern des THW arbeitsreiche Tage kurz vor Weihnachten und teilweise auch noch an den Feiertagen. Erstmals zog das THW auch Helferinnen und Helfer aus nicht betroffenen Landesverbänden zusammen, um die ortsansässigen Kräfte zu unterstützen.

Einer der Ehrenamtlichen, der 1993 in Köln im Einsatz war, ist Frank Dietel (im Bild links). Er war damals Zugführer im Ortsverband Herzogenrath. „Beim Eintreffen am Einsatzort war die Situation vor Ort sowohl erschreckend in Bezug auf die angerichtete Zerstörung als auch beeindruckend aufgrund der riesigen Wassermassen des Rheins“, erinnert sich Dietel. Seine Einheit hatte die Aufgabe, Wasser abzupumpen unter anderem aus der Tiefgarage eines Theaters, eines Hotels sowie aus Kellerkneipen. Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner unterstützten die THW-Kräfte sehr herzlich, so Dietel. „Es gab allerdings auch einige, die die Schläuche zum Abpumpen aus dem Keller des Nachbarhauses lieber heimlich in den eigenen Keller gelegt haben.“

Das Foto zeigt drei Männer, die in die Kamera schauen.
Als Zugführer beim Jahrhunderthochwasser aktiv: Frank Dietel, Stefan Wallbröhl, Peter Oswald. Quelle: THW

Ebenfalls als Zugführer im Einsatz war Stefan Wallbröhl aus dem Ortsverband Bad Honnef (im Bild in der Mitte). Er und seine Kameradinnen und Kameraden bauten damals unter anderem Stege, damit die Anwohnerinnen und Anwohner in einem Ortsteil von Bad Honnef ihre vom Wasser eingeschlossenen Häuser erreichen konnten. Außerdem richteten die Einsatzkräfte einen Fährbetrieb per Schlauchboot für die Menschen ein, die an der Rheinpromenade in Bad Honnef wohnten.
Die Helferinnen und Helfer unterstützten auch die Feuerwehr bei Pumparbeiten in mehreren betroffenen Orten. Damit nicht alle an den Feiertagen durchgehend im Einsatz sein mussten, ließ sich Wallbröhl etwas einfallen: „An Weihnachten habe ich ein Kofferfunkgerät mit nach Hause genommen. So war ich weiterhin erreichbar. Handys hatten wir damals noch nicht. Aber so konnten wir das Personal reduzieren und viele der Helferinnen und Helfer konnten wenigstens etwas Weihnachten feiern.“

Peter Oswald (im Bild rechts), damals Zugführer im Ortsverband Köln-Ost, war in der Kölner Altstadt, am Holzmarkt und in Rodenkirchen eingesetzt. „In Erinnerung geblieben ist mir dieser anstrengende Einsatz unter anderem, weil ich Heiligabend für einige Stunden nach Hause durfte. Beim Abendessen bin ich vor Müdigkeit fast mit dem Gesicht im Abendessen gelandet. So wurde das häusliche Ritual stark abgekürzt, damit ich noch ein wenig Schlaf bekam, bevor es wieder in den Einsatz ging.“