75 Jahre THW

11.02.2025

Vor 75 Jahren wurde das Technische Hilfswerk (THW) gegründet. Anlässlich des Jubiläumjahres wird die gesamte THW-Historie betrachtet: Vom Gründungstag über die größten Einsätze im In- und Ausland bis hin zu den technischen Meilensteinen der Zivil- und Katastrophenschutzorganisation.

Eine Silhouette einer THW-Kraft in blau. In der Silhouette ist das Bild zweier Personen in THW-Einsatzkleidung eingebettet. Im Hintergrund sind weitere THW-Helfende und arbeiten an einem Sandsackwall. Links und rechts neben der Silhouette ist die Zahl 75.

Bundesweit, 21.01.2025

1950 bis 1959: Startschuss für das THW

Vor 75 Jahren ging es los: Das Technische Hilfswerk (THW) wurde gegründet. Anlässlich des Jubiläumjahres wird die gesamte THW-Historie betrachtet: Wie genau kam es zur Gründung, was war der erste Einsatz und seit wann ist die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk eigentlich eine Bundesanstalt?

Eine schwarz-weiß Aufnahme von einem Transporter auf dessen Ladefläche Holzbalken liegen und THW-Kräfte sitzen. An der Seite der Ladefläche ist ein Banner mit der Aufschrift "THW hilft in Bayern" befestigt.
Das THW hilft beim Hochwasser im Juli 1954 in Bayern. Aus dem gesamten Bundesgebiet sind Einsatzkräfte nach Bayern gekommen. Dafür nutzten sie in Ermangelung von Einsatzfahrzeugen vielfach private PKW, LKW und Busse. Quelle: THW

Am 22. August dieses Jahres feiert das THW sein 75-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass betrachten wir jeden Monat bis zum Jubiläum im August eine THW-Dekade und blicken auf die Entwicklungen, Fortschritte und Innovationen des THW.

Gründung THW

Eine Gruppe von Männern, teils in Anzügen und teils in Arbeitsanzügen steht zusammen.
Direktor Lummitzsch (dritte Person von links) informiert sich bei den Führungskräften vor Ort über die Arbeiten beim Hochwasser in Bayern 1954. Quelle: THW

Alles begann vor 75 Jahren, als sich Otto Lummitzsch – späterer Gründer und erster Direktor des THW – am 24. Juli 1950 mit dem Bundesinnenminister Heinemann, wie auch Bundespräsident Heuss in Verbindung setzte und die Gründung einer technischen Hilfsorganisation vorschlug. Schon kurz darauf, am 3. August 1950, erstellte Otto Lummitzsch auf Aufforderung des Bundesinnenministers den Entwurf einer Richtlinie für die Tätigkeit eines "Technisch-wirtschaftlichen Stabes" zur Durchführung der Vorarbeiten für einen Technischen Hilfsdienst.

Lummitzschs Intention lag zunächst auf einer Technischen Polizeieinheit, die bedarfsweise um ehrenamtliche Kräfte ergänzt worden wäre – so wie die Technischen Nothilfe in den 1920er und 1930er Jahren. Er sprach dabei vom "Zivilen Ordnungsdienst" (ZOD). Ein Bestandteil dessen wäre das THW gewesen.

Auf Grundlage der Richtlinie erhielt Otto Lummitzsch am 22. August 1950 den mündlichen Auftrag, mit dem sofortigen Aufbau eines zivilen Ordnungsdienstes zu beginnen. Der 22. August 1950 gilt seitdem als das offizielle Gründungsdatum des Technischen Hilfswerks. Der schriftliche Auftrag aus dem BMI folgte am 12. September 1950.

Erste Ortsverbandsstrukturen und offizielle Namensgebung

Den ersten Einsatz anlässlich eines Rheinhochwassers verzeichnete 1952 der THW-Landesverband Nordrhein-Westfalen, weitere Informationen zur THW-Chronik sind auf der Seite der Historischen Sammlung zu finden.

Vom ersten Vorschlag, bis zum Entwurf und zum tatsächlichen Auftrag ging es im Sommer 1950 recht schnell voran für das THW. Und schon ein Jahr später, im Sommer 1951, gab es bereits in rund 250 Orten Ansprechpartner für die in der Vor-Gründungsphase befindlichen Ortsverbände. Parallel dazu wurden Freiwillige, die als Helfende unterstützen wollten, erfasst. Schwierigkeiten gab es lediglich bei der Suche nach Räumen zur Aufnahme von Ortsverbänden und Landesverbandsdienststellen. Im Herbst und Winter 1951 – noch vor dem offiziellen Tätigwerden des Technischen Hilfswerks – begannen die ersten Ortsverbände mit ihrer Arbeit. Am 20. Oktober 1951 war es dann soweit: Die im Aufbau befindliche Organisation führte nun offiziell den Namen "Technisches Hilfswerk". Der Stab, den Lummitzsch gebildet hatte, nannte sich im Folgenden "THW-Hauptstelle" (ab den 60er Jahren bis heute THW-Leitung) und Bezog Quartier im Pförtnerhaus des BMI in Bonn.

Steigende Helfendenzahlen

Laut der THW-Historischen Sammlung ergab sich im Jahr 1956 folgende Altersstruktur im THW: Bei 45.000 aktiven Helfenden waren es 43% bis zu 25 Jahren, 29% 25 bis 38 Jahre und 28% über 38 Jahre.

Ein weiteres Jahr später – im Juni 1952 – verzeichnete das Technische Hilfswerk bereits einen Helfendenbestand von 3.000 Freiwilligen. Diese Zahl sollte sich innerhalb eines Jahres rasant steigern: Ende 1953 waren es bereits 27.000 Helfende und diese positive Entwicklung hielt an. So verzeichnete das THW zum Jahresende 1954 fast 40.000 Ehrenamtliche und 1958 sogar 52.500.

Erster Auslandseinsatz des THW

Das gesteigerte Interesse am THW kam auch aufgrund des ersten Auslandseinsatzes der jungen Organisation. Denn nach der Sturmflutkatastrophe in den Niederlanden im Jahr 1953 halfen die ehrenamtlichen THW-Kräfte mit Pumpen, Notstromaggregaten, Schlauchbooten, Motorsägen und Schippen. Gemeinsam mit anderen Organisationen arbeiteten sie an Schutz- und Bergungsarbeiten. Sie schlossen Deichdurchbrüche, sicherten wertvolle Maschinen und halfen die Flutfolgen zu beseitigen.

Seit 1953 Bundesanstalt

Ebenfalls 1953 wird das Technische Hilfswerk mit dem Erlass des Bundesinnenministers zu einer selbstständigen, nicht rechtsfähigen Bundesanstalt. Die Aufgaben der Bundesanstalt lauten dabei:

  • Technische Hilfe bei Katastrophen und Unglücksfällen größeren Ausmaßes leisten.
  • Technische Hilfe im zivilen Luftschutz leisten.
  • Technische Hilfe bei der Beseitigung von öffentlichen Notständen, durch die die lebenswichtige Versorgung der Bevölkerung, der öffentliche Gesundheitsdienst oder der lebensnotwendige Verkehr gefährdet wären, leisten – sofern alle anderen hierfür vorgesehenen Maßnahmen nicht ausreichen.

Das THW hatte also von Anfang an den Auftrag durch technische Hilfe die Bevölkerung bei Katastrophen zu unterstützen. Das galt damals und das gilt auch heute noch.

Die ersten Fahrzeuge

Eine schwarz-weiß Aufnahme eines Fahrzeuges mit Anhänger und Aufsatz. An der Seite sind Holzbalken befestigt.
Das erste Einsatzfahrzeug des THW: Ford FK 2000 mit Einachsanhänger. Quelle: THW

Heute ist das THW für seinen unermüdlichen Einsatz bekannt und natürlich für die blauen Fahrzeuge. Diese sind seit dem Winter 1952/1953 nicht mehr wegzudenken. Damals war das erste Einsatzfahrzeug ein Ford LKW mit Anhänger, der im Jahr 1952 beschafft wurde. Anfang 1953 kamen ergänzend zwei Serien a drei Tempo Matador 1600 dazu. Je drei bildeten einen motorisierten Bereitschaftszug (mot. BZ). Konzept und Namen hatten die Planer der THW-Hauptstelle von der Technischen Nothilfe übernommen. Ab Frühjahr 1953 folgten in mehreren Chargen insgesamt acht Opel Blitz 1,75 Tonnen Kastenwagen. Von diesen bildeten zwei einen motorisierten Bereitschaftszug. Die Fahrzeuge standen bei den THW-Landesverbänden und der Schulen und wurden bei Bedarf (mit teils sogar hauptamtlichem Personal) an die Ortsverbände "verliehen". Dank der Fahrzeuge konnten die Ehrenamtlichen des THW noch effektiver helfen.

Bundesweit gefragt

Bereits in seinen Anfangsjahren half das THW in ganz Deutschland – und sogar über die Grenzen hinaus. So beispielsweise im Sommer 1954 nach einer Überschwemmungskatastrophe in Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz. Zehn Tage lang waren 3.000 THW-Ehrenamtliche aus 23 bayerischen Ortsverbänden im Einsatz. Sie wurden dabei bundesweit unterstützt, durch die Verstärkung von motorisierten Bereitschaftszügen aus THW-Landesverbänden. Fast gleichzeitig wurde das THW im Niederelbgebiet gebraucht, wo eine Flutwelle schwere Schäden anzurichten drohte. Die Expertise des THW war schon zu Beginn gefragt und die Organisation bundesweit geschätzt.

Die große Flut 1954: Das THW im Einsatz

Video der THW-Historischen Sammlung des THW-Einsatzes von 1954 in Bayern.

Eine schwarz-weiß Aufnahme von einem freistehenden mehrstöckigem Haus. Auf der Wiese vor dem Haus sind mehrere Menschen beschäftigt: Eine gehen, einige tragen einen Holzbalken und einige stehen zusammen und sprechen miteinander.
Im Frühjahr 1953 nahm die Bundesschule des THW in Marienthal (Ahr) ihren Betrieb auf. Quelle: THW

Diese Expertise kommt auch daher, dass das THW seit seinen Anfängen auf eine gute Ausbildung der Helfenden setzt. So wurde bereits 1953 die THW-Schule in Marienthal bei Ahrweiler eingerichtet. Die Schule nahm im Frühjahr seine Arbeit in einem ehemaliges Kloster in den Weinbergen oberhalb der Ahr auf. Der erste Schulleiter wurde Georg Feydt.

Hindernisse für die junge Organisation

Zum Start der Organisation lief aber nicht alles rund. Zwar wurden 1956 beispielsweise neue Gerätekraftwagen oder auch neue Arbeitsanzüge beschafft – für die damals schon 45.000 Helfenden reichten die rund 19.000 Exemplare aber bei Weitem nicht aus. Ähnlich stand es um die Räumlichkeiten des THW: So verfügten im Jahr 1957 nur 84 von 392 Ortsverbänden über geeignete Räumlichkeiten.

Weiterhin im Einsatz

Doch der Wille zu helfen und anzupacken waren stärker und so wuchs das THW die Jahre über weiter. 1958 gab es bereits 412 Ortsverbände mit 52.500 freiwilligen Helfenden. Und so halfen die Ehrenamtlichen trotz der Umstände fleißig weiter. Beispielsweise auch im Dezember 1958, als ein Zug der Drachenfelsbahn bei Königswinter am Rhein entgleiste. Das Unglück forderte 17 Tote und 81 Verletzte und die THW-Kräfte aus der Umgebung arbeiteten gemeinsam mit der Feuerwehr und dem DRK daran, den Menschen vor Ort zu helfen.

THW hilft nach dem Unglück der Drachenfelsbahn 1958

Ein Video der historischen Sammlung des THW zeigt den Einsatz des THW im Dezember 1958. Damals entgleiste ein Zug der Drachenfelsbahn in Königswinter (Rhein).

Damals wie heute: Starkes Ehrenamt

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In den Anfangsjahren des THW gab es bereits verschiedenste Einsatzszenarien, in denen die ehrenamtlichen Kräfte ihre Expertise unter Beweis stellten und zeigten, wie wichtig das THW für die Gesellschaft ist. Gemeinsam stellten sie den zivilen Bevölkerungsschutz in Deutschland breit auf und dieses Engagement trägt das THW bis heute.

Die THW-Kräfte zeigen seit Beginn, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist. Heute gibt es im THW rund 88.000 Ehrenamtliche, die sich Tag für Tag für die Menschen in Deutschland und weltweit einsetzen, die ihr Know-how einbringen und helfen.

Bilder aus den Jahren 1950 bis 1959

Hinweis

Alle vom THW zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle "THW" für Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.