Das Kernbohrgerät des THW ermöglicht erste Zugänge zu Verschütteten.
Das Kernbohrgerät ist eigentlich nicht viel mehr als eine Tischbohrmaschine aus dem Hobbykeller eines gut sortierten Heimwerkers. Nur hat es etwa vier Mal soviel Leistung wie eine herkömmliche Bohrmaschine. Würde man die Hobbykeller-Maschine mit dem Standfuß an die Wand schrauben, könnte man mit ihr durch die Wand bohren – die Funktionsweise des Kernbohrgeräts.
Der entscheidende Vorteil gegenüber einer Handbohrmaschine ist, dass über Hebel und Zahnradübersetzung die Kraft des Bedieners enorm verstärkt wird. Um im Einsatz an Wänden oder von unten durch Zimmerdecken bohren zu können, wird das Kernbohrgerät mit dem Fuß an entsprechender Stelle verschraubt. Weil die Maschine seitlich nicht wegrutschen kann und so der Bohrwinkel immer gleich bleibt, ist so die Präzision beim Bohren höher. Vom Prinzip her ist diese Fixierung nicht anders, als eine Lampe an der Decke zu verdübeln, nur wird hier das Kernbohrgerät an der Decke befestigt. Eine Kernbohrung dauert allerdings wesentlich länger als das Dübelsetzen für eine Lampe. Deshalb ist jede Einsatzkraft froh, dass sie das Gerät nicht selbst die komplette Zeit auf Position halten muss – die Maschine wiegt etwa so viel wie ein voller Wasserkasten.
Genau genommen wird mit dem Kernbohrgerät mehr geschnitten als gebohrt: Das Material wird nicht komplett in Späne zerkleinert, da dies bei Durchmessern bis 15 cm ein sehr hoher Aufwand wäre. Stattdessen arbeitet die Bohrkrone wie eine rotierende Säge und schneidet einen Zylinder aus. Dieser wird dann am Stück aus dem Material gezogen. Durch diamantbesetzte Bohrkronen kann so bis zu 60 cm starker Beton durchdrungen werden. Um die Bohrkrone zu kühlen und den entstehenden Staub zu binden, wird über einen Kompressor Wasser in den Bohrschlitz gepresst.
Das Kernbohrgerät ist insbesondere für Rettungseinsätze von großer Bedeutung: Bei eingestürzten Gebäuden oder ähnlichem schaffen die THW-Einsatzkräfte mit dieser Maschine erste Zugänge zu Verschütteten und ermöglichen so weitere Erkundungen.
Tobias Meyer/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg